Dort, wo sich vor rund 200 Jahren der Deserteur Johannes Hägele versteckte, um einer Militärstrafe zu entkommen, kann man heute eine der imposantesten Naturschönheiten des Schwäbischen Waldes bestaunen. Die Brunnen- und die Hägelesklinge beeindrucken mit imposanten Felsformationen und haben noch immer eine aufregend geheimnisvolle Ausstrahlung.
Startpunkt für unsere Wanderung ist der Wanderparkplatz „Täle“ bei Kaisersbach. Es gibt etliche Wanderwege, die zu den Klingen führen. Unsere Tour ist ein Klassiker mit der Brunnen- und der Hägelesklinge als Highlight am Schluss. Ich habe die Route hier für euch angelegt.
Direkt am Wanderparkplatz liegt eine große Wiese mit mehreren Bänken und Grillstellen sowie einer Netzschaukel. Doch wir laufen erstmal los. Am Anfang verläuft der Wanderweg parallel zum Parkplatz an einem kleinen Bach entlang. Für den Zweijährigen haben wir zwar die Kraxe dabei, aber auch er läuft zunächst ein kleines Stück. Entsprechend gemütlich sind wir unterwegs und haben ausgiebig Zeit, den Naturschätzen am Wegrand viel Aufmerksamkeit zu schenken. Wir laufen den Weg gemeinsam mit Freunden und entdecken neben kleinen Tieren vor allem Wildkräuter, die wir gleich probieren.
An den nächsten Kreuzung biegen wir links ab und laufen dann immer weiter geradeaus bis wir wieder auf eine geteerte Straße treffen. Hier halten wir uns rechts und laufen ein kleines Stück an der Straße weiter, bevor wir kurz danach links auf einen Waldweg abbiegen.
Eine große Bank im Schatten eines Baumes lädt uns zu einer ersten Rast ein. Danach geht es weiter und wir folgen den Schildern Richtung „Ebersberg“. Direkt nach dem Forsthaus Ebersberg, das man am großen Kletterturm erkennt, geht es rechts ab. Und plötzlich wird aus unserer beschaulichen Maiwanderung eine Abenteuerwanderung.
Der Weg in die Klingen
Im Wald laufen wir zunächst links einen immer schmaler werdenden Weg entlang. Dieser führt uns an steilen Felsen und einem kleinen Wasserfall vorbei bis zur ersten Klinge, der Hägelesklinge. Der Zweijährige sitzt nicht mehr in der Kraxe, sondern stapft aufgeregt und fröhlich über den matschigen Waldboden, über Wurzeln und Felsbrocken. Die Felsformationen werden immer bizarrer und auf einmal sehen wir unter uns die Hägelesklinge mit ihren steilen Felskanten. Den Zweijährigen nehme ich ab jetzt an die Hand und manchmal muss er über schwierigere Wegabschnitte drüber gehoben werden. Aber er hat riesigen Spaß an der Sache.
Wir entdecken Höhlen und laufen durch Felsspalten bis zur Grotte, die im Hochsommer sicher eine willkommene Abkühlung bietet. Und wir fragen uns, wo genau sich damals Johannes Hägele, dem die Klinge ihren Namen zu verdanken hat, damals wohl versteckt hat. Nachdem wir fertig gestaunt und gerätselt haben, geht es weiter. Denn nur wenige Meter entfernt wartet die Brunnenklinge auf uns, die uns gleichermaßen beeindruckt.
In der Brunnenklinge erkennt man deutlich die unterschiedlichen Gesteinsarten, durch die die Klinge entstanden ist. Die weicheren Böden wurden weggespült und übrig geblieben sind faszinierende Nischen, Klüfte und Felsvorsprünge aus festerem Gestein. Wir klettern über große Gesteinsbrocken und staunen über einen riesigen querliegenden Baum, der die Wildheit dieses Ortes unterstreicht.
Ungeplante Alternativroute
Ab diesem Punkt wird unsere Tour dann richtig abenteuerlich, denn wir biegen falsch ab. Normalerweise läuft man von der Brunnenklinge aus wieder einige Meter zurück auf den Wanderweg, der zurück zum Parkplatz führt. Wir aber laufen geradeaus weiter. Erst als die Hänge immer steiler und die Wege nicht mehr erkennbar sind, bemerken wir unseren Fehler. Doch unser Abenteuergeist ist geweckt und da der weitere Weg bzw. Nicht-Weg nicht gefährlich aussieht, gehen wir weiter.
Schon die bisherige Strecke war sehr, sehr matschig, aber der Hang am Bachbett entlang kann das locker überbieten. Der Zweijährige läuft weiterhin tapfer und mit ein wenig Unterstützung von uns weiter. Bis auf ein paar kleinere Ausrutscher hat er viel Spaß. Der Fünfjährige ist meist schneller als wir Erwachsenen und hat kaum Probleme mit der Alternativroute. Wir laufen, rutschen und klettern ca. eine halbe Stunde bis wir zurück auf dem „normalen“ Wanderweg ankommen.
Im Nachhinein sind wir sehr froh, diese Route genommen zu haben. Dadurch wurde unsere Wanderung ein tolles Abenteuer, das wir so schnell nicht vergessen werden.
Nach ein paar hundert Metern auf befestigten Wegen sind wir nach rund drei Stunden am Ausgangspunkt zurück. Wir picknicken und staunen über die Energie, die die Kinder immer noch haben.
Brunnen- und Hägelesklinge: Unser Fazit
Die Brunnen- und die Hägelesklinge sind beide absolut beeindruckend und auf jeden Fall einen Ausflug in den Schwäbischen Wald wert. Die von uns gewählte Route in ihrer eigentlichen Form ist schon für Kinder gut zu bewältigen. Unsere Sonderroute können wir abenteuerlustigen Familien mit trittsicheren Kindern ebenfalls sehr empfehlen.